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Mittwoch, 17. September 2008

Klimawandel gefährdet Weinkultur in den Schweizer Alpen

Im Unterwallis liegt das grösste Weinanbaugebiet der Schweiz am Fuss
zahlreicher Viertausender. Das Wasser wird unter anderem aus dem
Stauwerk Grand Dixence zugeführt, das aus 27 Gletschern gespeist wird.
Durch den Klimawandel und die Gletscherschmelze könnte der Weinanbau
jedoch bald gefährdet sein. Die fünf Unterwalliser 4000er-Alpengipfel
bilden eine majestätische Kulisse für die nicht minder eindrucksvollen
Weinterrassen. Im Rhonetal kultivieren über 2.200 Weinbauern mehr als
50 Rebsorten und produzieren rund 500 verschiedene ausgezeichnete
Weine. Durch die drastische Gletscherschmelze könnte es in Zukunft
allerdings zu Wasser-Versorgungsengpässen in den Suones kommen.

Seit jeher hat der Mensch in der Region versucht, die Kraft des
Wassers zu nutzen. Die Walliser Geschichte zeugt in all ihren Facetten
davon. Zunächst galt es, mit grosser Ausdauer die Rhone einzudämmen.
Dann wurde ein Netz von über 200 Suonen angelegt. Dazu schufen die
Walliser Winzer ein Geflecht aus Bewässerungskanälen, das sich
horizontal durch die steilen Rebhügeln im idyllischen Weinparadies der
Alpenregion zieht. Auch bauten die Winzer bis zu 17 Meter hohe
Steinmauern nebst dem 1.400 Kilometer langen Wasser-Kanalsystem. Viele
der spektakulären Terrassen und Galerien wurden schon im 13.
Jahrhundert angelegt. In der Region Salgesch, Sierre und Sion liegt
das önologische Herz der Alpen.

Im Rhonetal werden jährlich 50 Mio. Liter Wein produziert. Mit einem
Drittel der Gesamtfläche, die mit Reben beflanzt ist (5200 ha), ist
das Wallis somit der bedeutendste Weinkanton der Schweiz. Das
Besondere dieser Weinregion ist der frappante Höhenunterschied der
Weinkulturen. So überwindet der Rebberg von Visperterminen 500
Höhenmeter. Dieses Mikroklima mit der einzigartigen und komplexen
Bodenvielfalt (Granit, Kalk, Schiefer und Gneiss) führt zu einer
grossen Auswahl an Weinen, wobei drei Viertel des Anbaus mit den
Rebsorten Pinot Noir, Chasselas, und Gamay kultiviert wird. Nun machen
sich die Walliser Winzer Sorgen, wie der Weinanbau das nächste
Jahrhundert überlebt.

Im September kommen jedes Jahr Scharen von Weinliebhabern zum
berühmten Rebsortenwanderweg, der zwischen Sierre und Salgesch liegt.
Dann werden hier inmitten der Rebberge die neuen Weine verköstigt.
Über 35 Weinproduzenten bieten in den urchigen Claves ihre
Spezialitäten feil. Für 20 Franken erhalten die Weinwanderer ein
Degustationsglas, einen Gutschein für ein Raclette und zehn
Weinproben. Am 20. September ist es auch in diesem Jahr wieder soweit.
Bei diesem beliebten Önologen-Treffen sollen nun auch die klimatischen
Auswirkungen auf den Weinbau diskutiert werden.

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